Sansibar / Tansania dritter Teil
Weiter geht es mit dem paradiesischen Abenteuer und toter Mann spielen an kilometerlangen Puderzuckerstrand. Ich war ganz hin- und hergerissen zwischen Vorfreude auf den indischen Ozean und einem ganz schlimmen Abschiedsschmerz von den Wildtieren Tansanias. Ich vermisste unsere täglichen Tier Expeditionen schon jetzt.
Sansibar die verschlafene Perle
Sansibar die verschlafene Perle mit Patina so stand es 2017 im Reiseressort des Spiegels. Wer diese Insel vor der Küste Tansanias im indischen Ozean noch einigermaßen ursprünglich erleben möchte, der sollte sich beeilen. Um mehr Tourismus anzulocken, wird zurzeit überall neu gebaut und modernisiert.
Schon längst ist Stone Town oder Sansibar-Stadt Weltkulturerbe.
Ich bin froh, dass ich Stone Town noch ursprünglich gesehen habe. Nach meiner Safari durch die Nationalparks Tansanias habe ich noch ein paar ruhige Tage auf Sansibar verbringen können.
Es war auch gut so, da alles das auf Safari Erlebte, verdaut werden musste.
Der westliche Trubel und Lärm, so befürchtete ich, würde noch früh genug wieder auf mich einstürzen.
Vom kleinen Flughafen der Insel wurde ich und meine Reisegruppe in die historische Altstadt gefahren.
Der Guide führte unsere Gruppe zur Begrüßung in ein kleines Straßenkaffee, am Meer, wo wir mit einem Gewürz-Kaffee und süßen Spezialitäten begrüßt wurden.
Nach dieser kurzen Pause, liefen wir zu Fuß zu unserem Hotel Dhow Palace, mitten in der Altstadt.
Unser Hotel war komplett mit wunderschönen Antiquitäten, ausgestattet und ich fühlte mich wie in die Kolonialzeit zurück versetzt. Das Bad glich einem kleinem Hamman. Schlafen durfte ich in einem Prinzessinnen-Himmelbett es fehlte nur noch die Erbse unter der dicken Matratze ;-).
Altstadtflair
„Polepole“, also langsam und gemächlich, führt uns unser Guide durch die verwinkelten Gassen von Stone Town und erzählt uns unendlich viele Geschichten über die Menschen und das Leben in dieser Stadt.
Sansibar ist nicht nur für seine Gewürze bekannt, auch für seine Holzschnitzkunst, die einem praktisch an fast jeder Haustür ins Auge fällt.
So sind die Hausfassaden aussen, oft vom Klima sehr angegriffen (Schimmel), grau und ziemlich schmuddelig. Hinter den Türen verbergen sich jedoch zum Teil richtige Schätze, sei es ein kleines Café, Shop oder ähnliches.
Fast alles was es in der Stadt zu entdecken gibt, ist geschichtsträchtig.
Das House of Wonders an der Hafenpromenade, war das das erste Haus in Ostafrika, welches mit elektrischem Strom versorgt wurde und sogar einen Aufzug hatte. Heute ist dort das Museum für Geschichte und Kultur.
Die Forodhani Gardens, ebenfalls an der Hafenpromenade sind tagsüber ein guter Ausgangspunkt zur Erkundung der Stadt, zum Sonnenuntergang verwandeln sie sich dann in einen riesigen Open Air Markt mit zahllosen Grillständen und Live Music. Von frischem Seafood über gegrillte Fleischspieße bis zu vegetarischen Leckereien gibt es ein breites Angebot (gute Portionen ab etwa 3 USD) an Köstlichkeiten.
Faszinierend war hier die lebendige Atmosphäre, denn hier im Park treffen alle Kulturen – Einheimische und Touristen – friedlich zusammen, essen, lachen und feiern miteinander.
Eine schöne Tradition die ich mir zu Hause wünschen würde. Niemand sitzt alleine herum, Alt und Jung feiern zusammen.
Dem traurigsten Teil der Geschichte Sansibars ist ein Denkmal gewidmet auf dem ehemaligen Sklavenmarkt. David Livingstone errichtete hier eine anglikanische Kirche. Als Livingstone 1856 nach Sansibar kam, begann er – entsetzt von der Unmenschlichkeit - politischen Druck auf den Sultan auszuüben, der den Sklavenhandel dann im Juni 1873 endgültig verbat (wurde bis 1905 aber leider noch illegal weiter betrieben).
Im Nachbargebäude kann man im Keller noch die ehemaligen Sklavenquartiere besichtigen. Das ist nichts für zart beseitigte Gemüter. Alter Bilder und Gegenstände zeigen mit welcher Unmenschlichkeit dort gehandelt wurde.
Für mich, war es ein sehr bedrückender Besuch dort, ich spürte noch immer den Schmerz der Menschen. Die Kellergewölbe konnte ich mir daher auch nicht anschauen.
The Old Dispensary wurde 1887 entworfen und gebaut. Sie besticht durch ihre ausgefallen attraktive Architektur. Das Gebäude wurde bis 1964 als Klinik und Apotheke genutzt.
Der Central Markt ist wie erwartet quirlig und belebt, reichhaltiges Angebot, Fisch, Fleisch, Gewürze, Obst und Gemüse. Die Geruchsmischung die einem in der Markthalle entgegenschlägt, ist unbeschreiblich. Bei dem Warenangebot und den tropischen Temperaturen kannst du dir vielleicht eine etwaige Vorstellung davon machen.
Freddy Mercury (Queen) ist in dieser Stadt geboren worden. Bis zu seinem achten Lebensjahr lebte er auf Sansibar und wurde dann auf ein indisches Internat geschickt. Sein Geburtshaus ist heute ein Souvenirshop.
Fakten: Viele Mythen ranken um die Insel vor der Küste des tansanischen Festlandes. Nach den arabischen Kaufleuten folgten die Portugiesen, kurz darauf der Sultan von Oman. Er errichtete auf Sansibar seine Residenz und schuf einen wichtigen Umschlagsplatz für afrikanische Sklaven und exotische Gewürze.
Später warf das Deutsche Reich ein Auge auf die Schönheit im Indischen Ozean, im Zuge des „Helgoland-Sansibar-Vertrages“ fiel Sansibar jedoch unter die Schutzherrschaft Großbritanniens.
Erst nach einer blutigen Revolution zur Unabhängigkeit schloss sich Sansibar im Jahre 1964 mit dem damaligen Tanganjika zusammen und bilden seither den recht jungen afrikanischen Staat Tansania.
Richtung indischer Ozean
Ein aufregender Tag geht in Stone Town zu Ende und wir ziehen weiter zum Ziel, Richtung Erholung zum Michamvi Sunset Bay.
Unterwegs halten wir an einer Gewürzfarm. Den Duft der meisten Gewürze kenne ich zwar, aber eine Vorstellung von den zugehörigen Pflanzen hatte ich bisher kaum. Nach der Spicetour in das Dorf Mangapwani weiss ich es nun.
Welch ein Zauber, der sich um Sansibar aus jenen Zeiten rankt, als das Archipel noch Gewürzinsel hieß. Nelken, Muskatnuss, Zimt und Pfeffer sind aber nur die eine Seite der legendären Erzählungen.
Kennst du die Redewendung: "Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst!"
Obwohl bei der Redewendung, glaube ich, eher Indien gemeint war, wächst hier auch der Pfeffer. Hierher gehe ich gerne wieder!
Genuss pur
Genuss in jeder Hinsicht, kulinarisch und körperlich füllt meine restlichen Stunden auf Sansibar. Drei Tage Urlaub bleiben uns noch zum entspannen. Obwohl ich mich erst wieder an diesen Komfort gewöhnen muss.
Der Indische Ozean lächelt sein schönstes Grün, der puderzuckerweiße Sand ist frisch gebacken, die Palmen säuseln ihr ewiges Lied.
Zu schnell ist die Zeit vergangen und es heißt Abschied nehmen, Tasche packen und es geht zurück nach Deutschland.
Zurück, über Addis Abeba(!), diesmal ohne Chaos, wesentlich relaxter, kehren wir am nächsten Morgen nach Frankfurt zurück.
Kaum in Deutschland angekommen, stehe ich wenig später in Köln auf dem Bahnhofsvorplatz und fühle ich mich, nun hier, zurück in meiner Heimat, völlig verloren, alleine und fremd.
Um mich herum Lärm, Autohupen, an mir vorbeieilende, schimpfende und schlechtgelaunte Menschen.
Ich will sofort zurück, in das endlose Land!
Ich weiß nicht woran es liegt…
Vielleicht ist es auch diese Gelassenheit, die uns Deutschen abhandengekommen ist. In Tansania wird sich nicht aufgeregt, dort sagt man: „polepole“ – „langsam“ oder „Hakuna matata“ – „Es gibt keine Probleme.“
Ich bin unendlich dankbar, dass ich 2018 nun weitere Länder Afrikas kennenlernen darf und freue mich riesig auf meine Zeit in Botswana.
Bis dahin begnüge ich mich mit der Raubkatze bei mir zu Hause in Deutschland.
Dies war der dritte und letzte Teil meiner Tansania erleben... Reihe. Wenn du die ersten Teile verpasst hast findest du sie hier: Ich hoffe du konntest mit mir eintauchen in den afrikanischen Kontinent.
Mehr Bilder findest du noch in der Fotogalerie.
Lass mich an deinen Gedanken teilhaben. Doch wie immer, an dieser Stelle aber erstmal ein riesiges DANKE an alle Leser.
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entzückt(er)leben - es ist Dein Leben!
Bilder by Chain-Elle Art's